E15 Ordo

Typologie

Mehrfamilienhaus

Data

3’250m3 GV SIA416, 1’040m2 GF, 485m2 BF

Status

im Bau

Jahr

2023 - 2024

Zusammenarbeit

Studio Miskeljin, Visualisierungen

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Architektur als gerichteter Raum. Zwischen Offenheit, Schutz und Geometrie.

Am südwestlichen Rand von Witikon, dort, wo das städtische Gefüge in die offene Landschaft übergeht, entsteht ein viergeschossiges Wohnhaus, das sich bewusst als architektonischer Solitär positioniert. Das Grundstück liegt leicht erhöht über der Eierbrechtstrasse, mit einer natürlichen Hangneigung, die den Blick nach Süden und Westen freigibt – bis zum Horizont des Zürichsees.

Das Gebäude folgt einer elementaren Typologie: ein Volumen, vier Geschosse, vier Wohnungen – jeweils eine pro Ebene. Diese konsequente Schichtung erzeugt nicht nur strukturelle Klarheit, sondern erlaubt jeder Einheit eine eigene räumliche Autonomie innerhalb des Ganzen. Die Grundrisse sind in alle vier Himmelsrichtungen geöffnet, was eine unerwartete räumliche Weite und Durchlässigkeit erzeugt, ohne in Beliebigkeit zu verfallen.

Die Hauptfassade orientiert sich nach Süden. Hier entfaltet sich das Gebäude zur Aussicht: Grosszügige Verglasungen inszenieren den Bezug zum Zürichsee, zur Sonne, zur Weite. Die Visualisierung des Wohnraums zeigt exemplarisch die Essenz dieser Ausrichtung: ein flächiges Raumkontinuum, begrenzt allein durch den Horizont der Baumkronen, die sich wie ein optischer Filter zwischen Innen und Aussen schalten.

Demgegenüber zeigt sich die Nordostfassade zurückhaltender, aber keineswegs untergeordnet. Sie ist subtil gegliedert, bringt die Morgensonne in die Räume und übernimmt zugleich eine atmosphärische Funktion – als ruhige, strukturierte Fläche, die das Haus in der Topografie verankert. Die Körnung der vertikalen Fassadenstruktur, wie in der Aussenansicht von der Strassenseite sichtbar, übersetzt die Hangbewegung in eine ruhige tektonische Ordnung.

Die seitlichen Fassaden, ausgerichtet zu den benachbarten Parzellen, sind bewusst geschlossen gehalten. Einzelne, präzise gesetzte Öffnungen übernehmen dort eine doppelte Rolle: Sie ermöglichen diagonale Blickverbindungen und belichten tiefere Zonen, ohne die räumliche Integrität der Wohnungen oder die Privatheit der Nachbarschaft zu kompromittieren. Die Architektur versteht sich hier als Filter – nicht als Schwelle.

Die Raumabwicklung im Inneren lebt von dieser bewussten Orientierung. Im Schlafzimmer trifft die rationale Struktur des Hauses auf eine fast topologische Geometrie – die Rundung des massiven Betonkerns erzeugt eine still gestimmte Binnenlandschaft, in der sich Licht, Material und Raumführung auf das Wesentliche verdichten.

Die Attikawohnung öffnet sich in zwei Richtungen gleichzeitig: zum Innenraum hin mit einer linearen, edelstahlgefassten Küche, zum Aussenraum über raumhohe Verglasungen, welche die Vegetation wie eine immaterielle Tapete wirken lassen. Die Treppe aus Schwarzstahl verbindet nicht nur die Dachterrasse, sondern verdichtet auch vertikale Bewegung zu räumlicher Erfahrung.

Ordo ist ein Haus, das nicht laut wird – und gerade darin Haltung zeigt. Seine Architektur beruht nicht auf gestalterischen Extravaganzen, sondern auf einem feinen Gleichgewicht aus Ordnung, Topografie und Lichtführung. Der Baukörper wirkt wie selbstverständlich gesetzt, eingebettet in eine terrassierte Landschaft, die das Gefälle nicht kaschiert, sondern lesbar macht. In der Gartenansicht wird deutlich, wie sich das Volumen zurücknimmt und dennoch durch seine vertikale Gliederung eine Präsenz entfaltet, die gleichermassen rational wie poetisch ist.

Die Fassaden sprechen leise, aber präzise: ein Dialog mit dem Ort, den Tageszeiten, der Nachbarschaft – mit dem Blick.

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